Im Himmel ist Corona ausgebrochen...

 

Was macht der Weihnachtsmann im Sommer? Das fragen sich die Leute ja immer wieder. Na, ist doch klar, Urlaub, wie jeder. Im vorletzten Sommer war der Weihnachtsmann mit seiner Frau auf einer Südseeinsel, aber das war bevor die Existenz dieses schrecklichen Coronavirus überhaupt bekannt wurde. Zu der Zeit, als man trotz Corona noch verreisen durfte, hatte er es gewagt, mit Frau Weihnachtsmann zusammen in Europa einen Kurzurlaub zu machen. Als sie zurückkamen, fühlte er sich ein paar Tage später nicht richtig wohl, aber zunächst dachten alle, er wäre  nur stark erkältet. Seine Frau versuchte zunächst ihn mit ihren bewährten Kräutertränken wieder auf die Beine zu bringen, aber dann stellte sich heraus, das es ernster war. Also wurde Engelchen Philippa auf die Erde geschickt, um für den Weihnachtsmann vorsichtshalber einen Coronaschnelltest zu besorgen. Ihr wisst ja, das sind diese langen Wattestäbchen, die man ganz tief in die Nase stecken muss. Das ist nicht angenehm, und Frau Weihnachtsmann hatte Angst, dass sie ihrem Mann dabei wehtun würde, aber einer musste das ja übernehmen. Ihr Mann selbst traute sich das nicht zu. Dabei stellte sich heraus, dass der Weihnachtsmann tatsächlich an Corona erkrankt war. Nun war guter Rat teuer, weil er verständlicherweise große Angst hatte, dass er bis Weihnachten nicht wieder fit sein würde. Natürlich mussten er, seine Frau und das Engelchen Philippa, das ja auch bei ihnen wohnt, sofort in Quarantäne, damit sie niemanden mehr anstecken konnten. Philippa und Frau Weihnachtsmann hatten Glück, denn das Virus hatte sie nicht erwischt, wie die Tests zeigten. Aber natürlich hatte der Weihnachtsmann zuvor mit Petrus und vielen anderen Engeln Kontakt gehabt. Also wurde Philippa noch mal auf die Erde gesandt, um weitere Tests zu holen. Sie fand diese Ausflüge toll und wurde von den anderen Engeln deshalb heiß beneidet, aber Petrus fand, es reichte, wenn sie sich bei ihren Besuchen auf der Erde in Gefahr begab sich doch noch anzustecken. Sogar Rudolf, seine Schwester Elvira und die anderen Rentiere mussten vorsichtshalber einen Corona -Schnelltest über sich ergehen lassen. Der Weihnachtsmann kümmert sich ja selbst um seine Helfer und geht täglich in den Stall. Alle hatten Glück, nur den Weihnachtsmann, nach Petrus ist er der wichtigste Mann im Himmel, hatte es erwischt. Seine Nase lief unaufhörlich, er schniefte und schnaufte, bekam nur sehr schlecht Luft und röchelte was das Zeug hielt. Appetit hatte er auch nicht mehr, und das ist bei ihm immer ein ganz schlechtes Zeichen, fand seine Frau. Sie war äußerst besorgt um ihn. Sogar die vorwitzige Philippa tobte nicht mehr wie gewohnt durch den Himmel, sondern blieb die meiste Zeit zuhause, um Frau Weihnachtsmann zu entlasten. Der arme Weihnachtsmann war schlecht gelaunt, weil er wochenlang das Bett nicht verlassen konnte und auch keinen Besuch empfangen durfte. Nicht mal die Wunschzettel brachte man ihm zum Lesen. Er war wirklich verzweifelt.

„Was ist bloß mit mir los“, grantelte er. „So krank war ich doch noch nie.“

„Es heißt, auf der Erde bekommen die Menschen inzwischen eine Impfe, um gesund zu bleiben“, erzählte Philippa. „Aber es gibt mächtig Ärger, weil beileibe nicht für alle, die sich immunisieren lassen möchten, genug Impfstoff vorhanden ist!“, wusste sie weiter zu berichten. „Und es gibt sogar schlechte Menschen, die mit allem was mit Corona zusammenhängt Geschäfte machen und sich am Elend der Anderen bereichern“, fügte sie abschließend hinzu.

Vor allem Frau Weihnachtsmann regte sich darüber sehr auf.

„Auf der Erde ist schon lange vieles nicht mehr in Ordnung. Die meisten Menschen denken nur noch an sich, anstatt sich solidarisch zu zeigen“, schimpfte sie. „Man sollte Weihnachten einfach ganz ausfallen lassen!“

„Aber die Kinder, was ist mit denen?“ fragte Philippa erschrocken. „Die können doch nichts dafür! Sie leiden ohnehin schon darunter, dass sie ihre Freunde nicht treffen können und die Schulen immer wieder geschlossen werden müssen.“

„Da hast Du natürlich recht“, lenkte Frau Weihnachtsmann ein. „Ich werde mit Petrus reden müssen. In diesem Jahr sollten wir die Kinder zwar wie gewohnt beschenken, aber für die Erwachsenen müssen wir uns etwas anderes ausdenken. Das beste und sinnvollste Geschenk wäre sicher ein Impfstoff für alle, der auch gegen die neuen Mutationen des Virus wirksam ist. Vielleicht kann Petrus in seinem Himmelslabor zur Abwechslung mal daran forschen, bevor die Zustände auf der Erde bis zu uns rüberschwappen.“

Philippa hielt das für eine gute Idee und der Weihnachtsmann auch. Er fühlte sich immer noch angeschlagen, wollte aber unbedingt seine Pflicht tun, um die Kinder dieser Welt nicht zu enttäuschen. Als der Heilige Abend anbrach, erhob er sich mühevoll aus dem Bett und holte seine Arbeitskluft aus dem Schrank. Der arme Weihnachtsmann hatte durch seine Krankheit tüchtig abgenommen. Der schöne rote Anzug schlotterte regelrecht um seinen mager gewordenen Körper, und er musste den Gürtel gleich um mehrere Löcher enger schnallen. Erbarmungswürdig sah er aus, fand seine Frau und nahm sich vor ihm in der nächsten Zeit alle seine Lieblingsgerichte zu kochen, damit er möglichst bald wieder zu Kräften kam.

„Du trittst diese Reise nicht allein an. Philippa und ich kommen mit, sonst bleibst Du gleich zuhause!“ Darauf bestand Frau Weihnachtsmann.

 

Und so wurde es gemacht. Leider hat Petrus es allerdings nicht rechtzeitig geschafft, bis zum Weihnachtsfest einen wirklich hilfreichen Impfstoff für die ganze Menschheit zusammenzubasteln. Daran arbeitet er immer noch, denn die Sache ist viel schwieriger als gedacht. Aber da er ja viele andere Aufgaben im Himmel hat, kann er sich nicht ausschließlich darum kümmern. So fürchte ich, wird es noch eine ganze Weile dauern, bis die Menschheit dieses gefährliche Virus in den Griff bekommen wird. Und ob die Welt jemals wieder so wird wie zuvor? Das ist leider ebenso fraglich.

 

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