Alle Jahre wieder...

"Weihnachten, endlich", sagen die Einen.

"Schon wieder Weihnachten, alle Jahre wieder...", stöhnen die Anderen. An alle wendet sich dieses Buch mit dem Wunsch, dass die eine oder andere Geschichte Ihr Herz berührt.

 

 

 

 

 

Der lebendige Adventskalender

 

 

 

In vielen Gemeinden ist es in den letzten Jahren ein schöner Brauch geworden, vom 1. bis zum 23. Dezember in verschiedenen Häusern ein Adventsfenster einzurichten. Das letzte Fenster wird dann am Heiligabend in der Kirche beim Weihnachtsgottesdienst geöffnet. Diese speziell geschmückten Fenster werden zu einer festgelegten Uhrzeit aufgemacht, und jeder der mag kann dabei sein. In der Regel trifft man sich dort auch mit Freunden zu einer besinnlichen Adventsstunde – oft mit einem Glas Punsch und selbst gebackenen Keksen. Dabei werden Weihnachtlieder gesungen, Gedichte aufgesagt oder auch eine kurze Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Oft sind es Vereine oder kirchliche Gruppen, die sich an dieser Tradition beteiligen, aber es finden zunehmend auch Familien, vor allem mit Kindern, Gefallen daran, ein festliches Adventsfenster bei sich zuhause zu schmücken. Viele Leute versuchen möglichst oft dabei zu sein, und so treffen sich häufig die gleichen Gemeindemitglieder wieder.  Gäste von außerhalb sind natürlich ebenso herzlich willkommen.

 

 

 

Unsere Freunde Christine und Rolf waren immer mit Begeisterung dabei! In diesem Jahr beteiligten sich ihre direkten Nachbarn Jörg und seine Frau Vera ebenfalls an dieser Aktion. Jörg war selbstständig und hatte immer einige Weihnachtspräsente für seine Kunden parat. Meistens waren einige übrig und die wurden dann im Freundeskreis verteilt. In diesem Jahr hatten er und Vera sich dafür entschieden, Lose für die Weihnachtslotterie ihrer Stadt zu kaufen. Drei waren übrig und die sollten ihre besten Freunde erhalten. Selbst dann, wenn der Gewinn nicht groß war, freute sich jeder trotzdem ein Glückspilz zu sein! Eine originelle Idee war es schließlich auch fanden die beiden, zumal der Erlös dieser Lotterie einem wohltätigen  Zweck vor Ort zugeführt werden sollte. Für diese Weihnachtsaktion hatten etliche ansässige Geschäftsleute Sachspenden  oder Gutscheine vergeben. Das allerbeste daran war, dass es bei dieser Lotterie keine Nieten gab. Wenn alle Preise vergeben waren,  gab es somit auch keine Lose mehr dafür zu kaufen, was die Beteiligung an dieser Aktion besonders  attraktiv machte.

 

 

 

Für ihr Adventsfenster hatten sie in diesem Jahr den 6. Dezember, also den Nikolaustag, gewählt. Vera rechnete mit mindestens fünfundzwanzig Besuchern oder mehr und hatte sich entsprechend vorbereitet. Der heiße Punsch duftete bereits verheißungsvoll und die gefüllten Plätzchenteller standen auch schon auf den Stehtischen, die Vera auf der Terrasse verteilt hatte. Der ganze Garten und das Haus waren weihnachtlich geschmückt mit viel Tannengrün und Kerzen. Für hübsche Dekorationen hatte Vera wirklich ein Händchen und es machte ihr auch viel Freude.

 

 

 

Christine und Rolf waren die ersten, die eintrafen, und nicht viel später kamen auch die anderen Gäste. Zur Freude der Gastgeber war es, wie immer, eine wunderschöne vorweihnachtliche Stunde.  Alle hatten Veras phantasievolles und sehr aufwändig geschmücktes Adventsfenster bewundert, und der Punsch und die Kekse waren auch so gut wie verschwunden. Das Gedicht, das ihr Sohn aufgesagt hatte, fanden alle sehr schön und für Veras selbst verfasste Weihnachtsgeschichte hatte sie ebenfalls viel Lob einheimsen können. Langsam verabschiedeten sich die ersten Besucher und kurz danach löste sich die Runde ganz auf.

 

„Christine warte, für Euch habe ich noch etwas“, hielt Vera ihre Freundin zurück, als sie sich mit Rolf verabschieden wollte. Mit diesen Worten zog sie Christine beiseite, um ihr das Los zu überreichen.

 

„Oh, darüber freue ich mich aber – danke!“, jubelte Christine und fiel ihrer Nachbarin um den Hals.

 

„Hoffentlich bringt es Euch viel Glück“, hoffte Vera.

 

„Wir sehen uns  morgen beim Schützenhaus; Ihr seid doch auch da, oder?“,  fragte Christine.

 

„Nein, morgen Abend können wir nicht, aber übermorgen bei den Müllers, da sind wir bestimmt wieder dabei“, bestätigte ihr Vera.

 

 

 

Sie trafen sich noch einige Male bei dem lebendigen Adventskalender und ebenso beim Gottesdienst am Heiligabend in der schönen alten Dorfkirche. Die Krippe war in diesem Jahr wieder einmal der bewunderte Mittelpunkt für viele Besucher des Gottesdienstes und natürlich das letzte Adventsfenster. Auf die Öffnung dieses Türchens warteten vor allem die Kinder mit Spannung. Wie in jedem Jahr hatte sich die Küsterin etwas Schönes dafür einfallen lassen. Dieses Mal schmückte ein großer Engel mit der Weihnachtsbotschaft das Fenster.  Alle waren begeistert!

 

„Am 31. ist die Bekanntgabe der Verlosung – ich bin ja schon so gespannt, was wir gewonnen haben! Ich komme dann auf jeden Fall kurz zu Euch rüber und sage Dir Bescheid“, versprach Christine ihrer Freundin, nachdem sie sich gegenseitig ein frohes und gesegnetes Fest gewünscht hatten.

 

 

 

Als am letzten Tag des Jahres morgens die Zeitung im Postkasten steckte, schauten Christine und Rolf sofort nach ihrer Losnummer. Der Hauptgewinn ging zwar nicht an sie, aber auch über den Essensgutschein, den eine Pizzeria ihrer Kreisstadt gestiftet hatte, freuten sie sich sehr! Den würden sie sicher bald einlösen und vielleicht konnten Vera und Jörg dann ja auch mitkommen – es würde ganz bestimmt ein schöner Abend werden!         

 

 

 

 

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