Einmal habe ich Jonny´s Katzenmama auch ein Geschenk gemacht, weil ich ihr zeigen wollte, wie lieb ich sie hatte. Sie war schon damals immer nett zu mir, ich glaube, weil sie Mitleid mit einem Heimatlosen wie mir hatte. Genau wie Anke und Sophie hat sie mich übrigens von Anfang an nur Tiger genannt, die wussten bestimmt, dass ich den blöden Namen „Tigerschweinchen“ nicht leiden konnte. Es war noch ganz früh am Morgen, und in der Nacht hatte es geregnet Im Garten krochen etliche Schnecken durchs feuchte das Gras. Ihr wisst schon, die dicken roten Nacktschnecken, die kein Haus mit sich rumschleppen müssen. Ich habe mir kurzerhand eine davon geschnappt, bin mit ihr durch Jonny´s Katzenklappe geschlüpft und bis nach oben in ihr Schlafzimmer geschlichen. Jonny´s Katzenpapa war schon zur Arbeit gefahren, aber seine Katzenmama lag noch im Bett und schlief. Dann bin ich von der anderen Seite her zu ihr auf das Bett gesprungen und habe die kleine Schnecke vorsichtig neben sie gelegt. War wirklich nur ´ne winzige Babyschnecke. Eigentlich war sie richtig niedlich, deshalb bin ich auch ganz vorsichtig mit ihr umgegangen. Dann habe ich mich für eine Weile ans Fußende gesetzt und gewartet, weil ich hoffte, Brigitta wacht auch bald auf. Aber, das hat mir einfach zu lange gedauert, und ich bin zu ihr geschlichen und habe ihre Wange ganz vorsichtig mit meiner Pfote angestupst. Die Krallen hatte ich dabei selbstverständlich eingezogen, ich wollte ihr ja nicht wehtun. Das hat sie auch gemerkt und im Halbschlaf gemurmelt: „Jonny, lass mich bitte noch fünf Minuten...“

Verflixter Mist, sie dachte, Jonny hätte sie geweckt. Aber einen Moment später schlug sie doch die Augen auf und sah die Schnecke neben sich.

„Was ist das denn?“ rief sie und setzte sich auf. Dabei entdeckte sie mich. „Tiger! Was machst Du denn hier? Und hast Du mir etwa ein Geschenk mitgebracht?“, fragte sie entsetzt.

Die Schnecke war nämlich nicht sitzen geblieben, sondern schon ein Stück weiter gekrochen, wie man an der Spur, die sie hinterlassen hatte, deutlich sah. Ihr gefiel es in Brigitta´s Bett offenbar längst nicht so gut wie mir. Vielleicht hatte sie auch Angst, jedenfalls versuchte sie abzuhauen.

„Ja klar, ich hab´ Dich doch gern, weißt Du das denn nicht?“ miaute ich. Aber in dem Moment hörte sie gar nicht zu, sondern sprang gleich aus dem Bett und flitzte ins Bad. Sie kam mit einem Stück Papier  zurück, krallte sich die Schnecke und rannte nach unten, um die Schnecke draußen im Gras abzusetzen. Dann kam sie zurück und sprach mit mir. Sie streichelte mich liebevoll und erzählte mir dabei, dass sie das wirklich nett von mir fand, aber dass sie in Zukunft trotzdem lieber keine Geschenke dieser Art haben wollte. Verstehe einer die Menschen!